Die Geschichte von HIS Schweiz

Das HIS-Programm wurde im Jahr 2015 ins Leben gerufen. HIS steht für die «Harmonisierung der Informatik in der Strafjustiz». Ziel ist es, einen medienbruchfreien Datenaustausch zwischen allen Akteuren der Strafjustizkette zu schaffen.

Die Geschichte von HIS Schweiz beginnt im Jahr 2015: Damals wird das HIS-Programm als Schwesterorganisation des HPI-Programms (Harmonisierung der Polizeiinformatik, heute PTI ins Leben gerufen. Ziel ist, einen medienbruchfreien Datenaustauschs zwischen allen Akteuren der Strafjustizkette mittels Standards zu schaffen – von der Polizei über die Staatsanwaltschaft und den Gerichten bis zum Justizvollzug. 

Aus dem HIS-Pro­gramm wurde HIS Schweiz

Seit dem 1. Juli 2025 ist aus dem Programm von damals eine eigenständige öffentlich-rechtliche Körperschaft geworden, die «HIS Schweiz». HIS Schweiz ist nun unabhängig von der KKJPD und hat ihren Sitz in Bern. Kantone und Bundesbehörden (Bundesanwaltschaft und EJPD) bilden weiterhin die Trägerschaft.

Das «Projekt Justitia 4.0», das HIS zusammen mit den Gerichten ins Leben gerufen hat, wird voraussichtlich ab Ende 2026 mit der Gründung der Betriebsgesellschaft «justitia.swiss» ebenfalls zu einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft. Diese bleibt ein wesentlicher Fachpartner von HIS. 

An­ge­pass­te Vi­si­on im Jahr 2017

Das ursprünglich sehr abstrakte Leitmotiv «Harmonisierung der Informatik» wurde 2017 von der Trägerschaft des HIS-Programms neu formuliert. Es entstand eine neue fachlich-thematische Vision: Der Fokus galt der Einführung der elektronischen (Justiz)Akte per 2025 und dem Arbeiten damit. Vom damit verbundenen Paradigmenwechsel vom papierbasierten zum vollständig elektronischen Arbeiten ist auch der Rechtsverkehr betroffen. Ein durchgängiger Austausch von Dokumenten aller Art und Daten zwischen allen Akteuren ist das Ziel. Die Standardisierung wurde als notwendige Grundlage für einen strukturierten Datenaustausch erkannt. In der Folge brachte HIS zusammen mit den Gerichten das «Projekt Justitia 4.0» auf den Weg und trieb die Weiterentwicklung des polizeilichen eCH-0051-Datenaustausch-Standards voran, auch für den Gebrauch in der Justiz und im Verkehr mit verwandten Registern, bspw. dem Strafregister VOSTRA.

Das Programm übernahm zusätzliche Aufgaben aus dem Bereich der Fernmeldeüberwachung (FMÜ), der Videokonferenzen und in der Marktbeobachtung des Bereichs der Fachanwendungen (Geschäftsverwaltungen). HIS widmete sich vermehrt den Themen des Justizvollzugs und definierte zusammen mit den Justizvollzugs-Akteuren das Projekt «Informationssystem Justizvollzug» (ISJV). Zudem wurde ein neuer Ansatz der digitalen Aktenführung im Straf- und Massnahmenvollzug postuliert. Er basiert auf der Erkenntnis, dass es pro Klientin oder Klient nur noch eine elektronische Akte zu bewirtschaften gilt und alle berechtigten Akteure in derselben Akte schreiben.

Weil das Projekt Justitia 4.0 sich mit seinen zentralen Lieferobjekten, der Justizplattform justitia.swiss und der eJustizakten-Applikation (JAA), auf Staatsanwaltschaften und Gerichte konzentrierte, rief HIS sein eigenes eJustizvollzugsakte-Projekt ins Leben (eJVAkte). Es bedient die Akteure des Straf- und Massnahmenvollzugs, um auch dort die Digitalisierung voranzutreiben.

BEKJ als wich­ti­ge Rechts­grund­la­ge

Parallel zu diesen fachlich-technischen Entwicklungen wurden Rechtsgrundlagen für den vollständigen elektronischen Daten- und Dokumentenaustausch initiiert. Dazu zählen das «Bundesgesetz über die Plattform für die elektronische Kommunikation in der Justiz» (BEKJ) sowie Anpassungen verschiedener Verfahrensgesetze (zum Beispiel StPO, ZPO, etc.). Das BEKJ wurde Ende 2024 vom Bundesparlament verabschiedet. Es regelt den elektronischen Rechtsverkehr inklusive Akteneinsicht und bildet zusammen mit der sicheren Justizplattform justitia.swiss ein wesentliches Element zur Zielerreichung des ursprünglichen HIS-Programms.

Kom­pe­tenz­zen­trum digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on

Mit den Erweiterungen des Projekt- und Serviceportfolios stiegen die Anforderungen an die Kommunikation von HIS. Das erforderte eine Schärfung des HIS-Aufgabenprofils. Seit 2023 positioniert sich HIS neu als Kompetenzzentrum für die digitale Transformation in der Strafjustiz. Die Corona-Pandemie festigte bei allen Akteuren das Bewusstsein für die Notwendigkeit dieser digitalen Transformation.

Auf politischer Ebene wurde entschieden, HIS nebst PTI Schweiz und der künftigen Betriebsgesellschaft justitia.swiss (Nachfolge für das Projekt Justitia 4.0) als dauerhafte Service-Organisation zu positionieren. Nachdem das notwendige Quorum von 18 unterzeichnenden Kantonen im Laufe des Winters 2024/25 erreicht wurde, konnte im Frühjahr 2025 die Gründung der neuen öffentlich-rechtlichen Körperschaft HIS Schweiz vollzogen werden. Diese löste das HIS-Programm per 1. Juli 2025 operativ ab.

Die Ge­schich­te von HIS Schweiz

2025
HIS

Grün­dung von HIS Schweiz als öf­fent­lich-recht­li­che Kör­per­schaft: ope­ra­ti­ver Start am 1. Juli 2025 mit Über­nah­me aller Ver­pflich­tun­gen des bis­he­ri­gen HIS-Pro­gramms

2024
HIS
  • Erste Da­ten­über­mitt­lung über die Platt­form jus­ti­tia.swiss von HIS-Pi­lot­pro­jekt «Elek­tro­ni­sche Straf­an­zei­ge im öf­fent­li­chen Ver­kehr»
  • Pu­bli­ka­ti­on Stan­dard eCH-0280 für Da­te­n­aus­tausch der elek­tro­ni­schen Straf­an­zei­ge im öf­fent­li­chen Ver­kehr
  • Ar­beits­grup­pe NPS (Naht­stel­le Po­li­zei-Staats­an­walt­schaft) stellt Fach­stan­dard für Ver­fah­rens­hand­lun­gen und Ein­ver­nah­men fer­tig
  • 18 Kan­to­ne un­ter­zeich­nen die zwei­te HIS-Ver­ein­ba­rung
Jus­tiz/All­ge­mein
  • Bun­de­s­pa­r­la­ment ver­ab­schie­det BEKJ (Bun­des­ge­setz über die Platt­for­men für die elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on in der Jus­tiz)
2023
HIS
  • Ers­ter HIS-Event mit über 100 Teil­neh­men­den
  • Lan­cie­rung Pro­jekt «elek­tro­ni­sche Jus­tiz­voll­zugs­ak­te» (eJVAk­te) mit Mach­bar­keits­s­tu­die
  • Grün­dung Ar­beits­grup­pe NPS (Naht­stel­le Po­li­zei-Staats­an­walt­schaft) für Ver­fah­rens­hand­lun­gen und Rechts­be­leh­run­gen
  • Lan­cie­rung Pro­jekt «Sam­mel­ab­fra­ge-Ser­vice Per­so­nen» (SASP)
  • Lan­cie­rung Pro­jekt «Di­gi­ta­li­sie­rung in­ter­na­ti­o­na­le Voll­stre­ckungs­hil­fe­er­su­chen» (DIVHE) für Bus­se­nin­kas­so
  • Bun­des­rat heisst An­trag von HIS auf ZEMIS- und IN­FO­STAR-Zu­griff für Jus­tiz­voll­zugs­be­hör­den gut
Jus­tiz/All­ge­mein
  • Pu­bli­ka­ti­on Di­gi­tal­stra­te­gie Jus­tiz­voll­zug 2030: Grund­stein für ge­mein­sa­me Ziele der Kan­to­ne; HIS wird als eine zen­tra­le Leis­tungs­er­brin­ge­rin de­fi­niert.
2022
HIS
  • HIS wird zum «Kom­pe­tenz­zen­trum für di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on in der Straf­jus­tiz»
  • Zu­sam­me­n­a­r­beit von HIS und PTI führt zur Ent­ste­hung von Sicap (In­for­ma­tik-Stan­dards der Straf­jus­tiz­ket­te)
  • Pro­jekt «Re­de­sign eCH-0051»: Ent­ste­hung von Basis- und Fach­ka­ta­log inkl. Lan­cie­rung der Stan­dards für Jus­Pol, Jus­tiz­voll­zug und Trans­port­un­ter­neh­mun­gen
  • Grün­dung Fach­grup­pe Recht im Jus­tiz­voll­zug (FG Recht JUV) zur De­fi­ni­ti­on der not­wen­di­gen Rechts­grund­la­gen
Jus­tiz/All­ge­mein
  • Die Di­gi­tal­stra­te­gie Jus­tiz­voll­zug 2030 de­fi­niert HIS als eine zen­tra­le Leis­tungs­er­brin­ge­rin
2021
HIS
  • Pro­jekt Jus­ti­tia 4.0 de­fi­niert Lie­fer­ob­jek­te: si­che­re Jus­tiz­platt­form, eJus­tiz­ak­ten-Ap­pli­ka­ti­on und Trans­for­ma­ti­ons­leis­tun­gen zur Un­ter­stüt­zung des di­gi­ta­len Wan­dels in den Be­hör­den
  • Gros­ser na­ti­o­na­ler Jus­ti­tia 4.0-Event (Co­ro­na-be­dingt als Hy­brid-Ver­an­stal­tung)
  • Mit­a­r­beit an der Di­gi­tal­stra­te­gie Jus­tiz­voll­zug 2030
  • Vor­ar­bei­ten und In­iti­ie­rung Pro­jekt «eJus­tiz­voll­zugs­ak­te»
  • In­iti­ie­rung Ar­beits­grup­pe Naht­stel­le Po­li­zei-Staats­an­walt­schaf­ten (AG NPS Pol-StA)
  • Pu­bli­ka­ti­on Kon­zept Mit­tei­lun­gen
  • Wei­ter­a­r­beit an ISJV und neuer Ver­ein­ba­rung HIS (VHIS) mit HIS als ei­gen­stän­di­ger öff.-rechtl. Kör­per­schaft
  • Schär­fung der stra­te­gi­schen Po­si­tio­nie­rung (Leit­sät­ze): Stan­dards, Daten-Do­ku­men­ten­fluss, voll­stän­dig di­gi­ta­les Ar­bei­ten, ge­sam­te Straf­jus­tiz­ket­te zu­sam­men mit Ge­rich­ten
2020
HIS
  • Pu­bli­ka­ti­on ePa­gi­na: Kon­zept ver­öf­fent­licht, inkl. tech­ni­schem Proof-of-Con­cept
2019
HIS
  • Ein­füh­rung re­vi­dier­te eCH-0051
  • eJus2020 wird zu Pro­jekt Jus­ti­tia 4.0 und nimmt Fahrt auf
  • Fern­mel­de­über­wa­chungs-Ko­or­di­na­ti­ons­dienst (FMÜ) in­iti­iert eine Be­da­rfs- und Po­ten­zi­a­l­ana­ly­se, ver­stärkt Ar­chi­tek­tur-Board und wi­ckelt den Gre­mien­sup­port aller Or­ga­ne ab
Jus­tiz/All­ge­mein 
  • BJ/Ne­wVO­STRA in­te­griert eCH-0051-Stan­dards
2018
HIS
  • Ver­ab­schie­dung Pro­jek­t­auf­trag Jus­ti­tia 4.0 zu­sam­men mit Ge­rich­ten
  • Kan­to­ne for­dern Bun­des­rat auf, eine Ge­setz­ge­bung zum elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr (spä­ter BEKJ) aus­zu­a­r­bei­ten
  • Start ePa­gi­na, Mit­tei­lungs­we­sen, Stan­dard­bi­blio­thek Use­Ca­ses Po­li­zei-Staats­an­walt­schaf­ten
  • Re­a­li­sie­rung und In­be­trieb­nah­me Sa­ni­ty­Check-Ser­vices (SCS)
2017
HIS
  • eCH-0051: HIS und HPI ar­bei­ten ge­mein­sam an po­li­zei­li­chen Da­te­n­aus­tausch-Stan­dards
  • HIS-Vi­si­on ver­ab­schie­det: Aus­bau zum Kom­pe­tenz­zen­trum, um me­di­en­bruch­freie Ge­schäfts­pro­zes­se, Stan­dards und Vor­ga­ben sowie In­no­va­ti­o­nen zu er­mög­li­chen
  • Grün­dung HIS-Be­gleit­grup­pe
  • Alle Kan­to­ne haben die HIS-Ver­ein­ba­rung vom 12. No­vem­ber 2015 un­ter­zeich­net
2016
HIS
  • Kon­zept Pro­jekt «Vor­gangs­be­a­r­bei­tung VB» (Stan­dar­di­sie­rung der Schnitt­stel­len) ver­ab­schie­det
  • Pro­jekt­start «eJus2020» (Ein­füh­rung der elek­tro­ni­schen Ak­ten­füh­rung)
  • Pro­jekt­start «Au­to­ma­ti­sie­rung Sta­tis­tik im Straf­voll­zug»
  • In­kraft­tre­ten der ers­ten HIS-Ver­ein­ba­rung mit 18 un­ter­zeich­nen­den Kan­to­nen
2015
HIS
  • Start Ra­ti­fi­ka­ti­on HIS-Pro­gramm durch KKJPD am 12. No­vem­ber