Aus dem HIS-Programm wurde HIS Schweiz
Seit dem 1. Juli 2025 ist aus dem Programm von damals eine eigenständige öffentlich-rechtliche Körperschaft geworden, die «HIS Schweiz». HIS Schweiz ist nun unabhängig von der KKJPD und hat ihren Sitz in Bern. Kantone und Bundesbehörden (Bundesanwaltschaft und EJPD) bilden weiterhin die Trägerschaft.
Das «Projekt Justitia 4.0», das HIS zusammen mit den Gerichten ins Leben gerufen hat, wird voraussichtlich ab Ende 2026 mit der Gründung der Betriebsgesellschaft «justitia.swiss» ebenfalls zu einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft. Diese bleibt ein wesentlicher Fachpartner von HIS.
Angepasste Vision im Jahr 2017
Das ursprünglich sehr abstrakte Leitmotiv «Harmonisierung der Informatik» wurde 2017 von der Trägerschaft des HIS-Programms neu formuliert. Es entstand eine neue fachlich-thematische Vision: Der Fokus galt der Einführung der elektronischen (Justiz)Akte per 2025 und dem Arbeiten damit. Vom damit verbundenen Paradigmenwechsel vom papierbasierten zum vollständig elektronischen Arbeiten ist auch der Rechtsverkehr betroffen. Ein durchgängiger Austausch von Dokumenten aller Art und Daten zwischen allen Akteuren ist das Ziel. Die Standardisierung wurde als notwendige Grundlage für einen strukturierten Datenaustausch erkannt. In der Folge brachte HIS zusammen mit den Gerichten das «Projekt Justitia 4.0» auf den Weg und trieb die Weiterentwicklung des polizeilichen eCH-0051-Datenaustausch-Standards voran, auch für den Gebrauch in der Justiz und im Verkehr mit verwandten Registern, bspw. dem Strafregister VOSTRA.
Das Programm übernahm zusätzliche Aufgaben aus dem Bereich der Fernmeldeüberwachung (FMÜ), der Videokonferenzen und in der Marktbeobachtung des Bereichs der Fachanwendungen (Geschäftsverwaltungen). HIS widmete sich vermehrt den Themen des Justizvollzugs und definierte zusammen mit den Justizvollzugs-Akteuren das Projekt «Informationssystem Justizvollzug» (ISJV). Zudem wurde ein neuer Ansatz der digitalen Aktenführung im Straf- und Massnahmenvollzug postuliert. Er basiert auf der Erkenntnis, dass es pro Klientin oder Klient nur noch eine elektronische Akte zu bewirtschaften gilt und alle berechtigten Akteure in derselben Akte schreiben.
Weil das Projekt Justitia 4.0 sich mit seinen zentralen Lieferobjekten, der Justizplattform justitia.swiss und der eJustizakten-Applikation (JAA), auf Staatsanwaltschaften und Gerichte konzentrierte, rief HIS sein eigenes eJustizvollzugsakte-Projekt ins Leben (eJVAkte). Es bedient die Akteure des Straf- und Massnahmenvollzugs, um auch dort die Digitalisierung voranzutreiben.
BEKJ als wichtige Rechtsgrundlage
Parallel zu diesen fachlich-technischen Entwicklungen wurden Rechtsgrundlagen für den vollständigen elektronischen Daten- und Dokumentenaustausch initiiert. Dazu zählen das «Bundesgesetz über die Plattform für die elektronische Kommunikation in der Justiz» (BEKJ) sowie Anpassungen verschiedener Verfahrensgesetze (zum Beispiel StPO, ZPO, etc.). Das BEKJ wurde Ende 2024 vom Bundesparlament verabschiedet. Es regelt den elektronischen Rechtsverkehr inklusive Akteneinsicht und bildet zusammen mit der sicheren Justizplattform justitia.swiss ein wesentliches Element zur Zielerreichung des ursprünglichen HIS-Programms.
Kompetenzzentrum digitale Transformation
Mit den Erweiterungen des Projekt- und Serviceportfolios stiegen die Anforderungen an die Kommunikation von HIS. Das erforderte eine Schärfung des HIS-Aufgabenprofils. Seit 2023 positioniert sich HIS neu als Kompetenzzentrum für die digitale Transformation in der Strafjustiz. Die Corona-Pandemie festigte bei allen Akteuren das Bewusstsein für die Notwendigkeit dieser digitalen Transformation.
Auf politischer Ebene wurde entschieden, HIS nebst PTI Schweiz und der künftigen Betriebsgesellschaft justitia.swiss (Nachfolge für das Projekt Justitia 4.0) als dauerhafte Service-Organisation zu positionieren. Nachdem das notwendige Quorum von 18 unterzeichnenden Kantonen im Laufe des Winters 2024/25 erreicht wurde, konnte im Frühjahr 2025 die Gründung der neuen öffentlich-rechtlichen Körperschaft HIS Schweiz vollzogen werden. Diese löste das HIS-Programm per 1. Juli 2025 operativ ab.